Die einzigartigen Traditionen, historischen Handwerke und bemerkenswerte Bräuche in der Region hat die UNESCO mit dem Immateriellen Kulturerbe ausgezeichnet, dazu zählen die Mollner Maultrommeln, das Trattenbacher Taschenfeitel, das Steyrer Kripperl und die alten Sensenschmieden. Die alten Buchenwälder im Nationalpark Kalkalpen wurden von der UNESCO zum ersten Weltnaturerbe in Österreich ernannt.
Ob es sich nun um überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste oder einzigartiges und fundamentales Wissen über Natur handelt – dies alles kann Bestandteil des UNESCO Immateriellen Kulturerbes sein. Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich sammelt und dokumentiert diese unterschiedlichen Praktiken und hat auch aus Steyr und der Nationalpark Region einige Bräuche und Kulturgüter bereits ins Verzeichnis aufgenommen.
Im Jahr 2014 wurde die Erzeugung der Mollner Maultrommel von der österreichischen UNESCO-Kommission als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Seit mittlerweile 400 Jahren gilt Molln als Mittelpunkt der europäischen Maultrommelproduktion, wo von generationenübergreifenden Familienbetrieben dieses einzigartige Musikinstrument in mühsamer Handarbeit hergestellt wird.
In der Erlebniswelt Maultrommel Molln können Sie hautnah die Produktionsstätte der Maultrommeln erleben – seit 1679 in 13. Generation von der Familie Schwarz geführt. In einer einstündigen Führung bekommen Sie interessante Einblicke in die Manufaktur dieses traditionsreichen Instruments. Besonderes Highlight ist die Live-Präsentation eines Maultrommelstückes für jeden Besucher. Angrenzend an das Maultrommel-, Mundharmonika- und Harmonikamuseum gibt es auch einen Maultrommel Shop, in dem Sie ein Exemplar dieser außergewöhnlichen Instrumente erwerben können.
In der Maultrommelmanufaktur der Familie Wimmer können Sie eine kostenlose Führung mit allen Sinnen erleben. Hierbei können Sie bei der Fertigung einer Maultrommel in kompletter Handarbeit zusehen sowie Interessantes über die richtige Spielweise erfahren. Sogar das Spielen auf exotischen Bambusmaultrommeln aus fernen Ländern können Sie bei diesem unvergleichlichen Erlebnis im Maultrommelmacher Molln Museum & Schaubetrieb hören.
Der mundartliche Begriff „Feitl“ oder „Feitel“ wird im hochdeutschen als Taschenmesser bezeichnet. Das Trattenbacher Taschenfeitel ist eine besondere Form eines solchen Taschenmessers – es ist nämlich klappbar und besteht aus einer Klinge und einem gedrechseltem Holzgriff. Seit mittlerweile fast 600 Jahren wird dieses typische „Feitl“ im oberösterreichischen Trattenbach manuell und mit akribischer Hingabe gefertigt. Der Einsatz des Taschenfeitels ist vielfältig: als Jausenmesser, zum Schnitzen, beim Schwammerlsuchen oder einfach als Souvenir oder Schlüsselanhänger. Für die Herstellung sind genaue Kenntnisse über Material sowie Erfahrung im Umgang mit Stahl, Holz und Wasserkraft notwendig. Im Jahr 2015 wurde die Trattenbacher Taschenfeitel-Erzeugung als traditionelles Handwerk ins Verzeichnis des UNESCO Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Im Museumsdorf Trattenbach „Im Tal der Feitelmacher“ können Sie bei der Entstehung dieses kunstvollen Handwerks in den lebendigen Werkstätten live dabei sein.
Auch das „Steyrer Kripperl“ ist Immaterielles UNESCO Kulturerbe. Es handelt sich um das letzte Stabpuppentheater im deutschsprachigen Raum und wird seit über 100 Jahren im Innerberger Stadl zur Weihnachtszeit aufgeführt. Dabei dürfen die handgespielten Stabpuppen und mündlich überlieferte Texte in Steyrer Mundart nicht fehlen. Im Puppenspiel werden Handwerksszenen und lustige Anekdoten aus der Biedermeierzeit in Steyr wiedergegeben. Das Steyrer Kripperl ist also wahrlich ein humorvolles Erlebnis der besonderen Art!
Das österreichische Sensenschmieden wurde 2013 als traditionelles Handwerk ins UNESCO Kulturerbe aufgenommen. Auf dem Gelände der 1966 stillgelegten „Sensenschmiede am Gries“ in Micheldorf aus dem 16. Jahrhundert wurde 1978 das OÖ. Sensenschmiedemuseum errichtet. Berühmtheit erlangte die sogenannte "Gradn-Werkstatt" durch die hervorragende Qualität der erzeugten Sensen, die mit ihrem eigenen Markenzeichen – ein Kelch mit Hostie – beschlagen wurden. Caspar Zeitlinger galt im 19. Jahrhundert als größter und wichtigster Sensenfabrikant der Monarchie und hat dem Traditionshandwerk zu weitreichender Bekanntheit verholfen. Die Sensen wurden bereits lange vor der „Industriellen Revolution“ im industriellen Maßstab, zum Großteil für den Export in die Welt, erzeugt. Ein Besuch im OÖ. Sensenschmiedemuseum ist eine wundervolle Reise in die traditionsreiche Vergangenheit der Region: Im Museum werden die Geschichte, Arbeitswelt und Kultur der Sensenschmiede im Laufe der Jahrhunderte gezeigt.
Zum UNESCO Weltnaturerbe zählen spezielle Naturgebilde, geologische und physiographische Erscheinungsformen und Naturstätten, die von außergewöhnlichem universellen Wert sind und deren Erfassung, Schutz und Erhaltung durch die Vertragsstaaten nach der „Welterbe-Konvention“ von der UNESCO unterstützt werden.
Rund 5.250 ha Buchenwälder des Nationalparks Kalkalpen sind seit 2017 UNESCO Weltnaturerbe und bezeichnen das erste Weltnaturerbe Österreichs. Die höchstgelegen Buchenbestände reichen dabei bis etwa 1.450 Meter Seehöhe. Am „Wildnistrail Buchensteig“ können Sie diese einzigartige Buchenwaldlandschaft auf einem 9,5 Kilometer langen Rundweg genießen, den früher Holzknechte und Almbauern als Weg ins Reichraminger Hintergebirge nutzten.